Aus der Schulchronik

Die erste Erwähnung der Niederzwehrener Schule findet man in einer alten Urkunde über Schul-Besoldung aus dem Jahre 1773. Daraus geht hervor, dass schon 1694 Landgraf Karl die "freye Schule" in Niederzwehren stiftete - zunächst nur als Winterschule. Da die Lernergebnisse jedoch schlecht waren, denn die Kinder hatten nach dem Sommer meist wieder vergessen, was sie im letzten Winter gelernt hatten, wurde 1749 die Sommerschule gegründet. Niederzwehren hatte zum ersten Mal eine ganzjährige Schule, in der die Jungen zu frommen Bauern und tüchtigen Soldaten erzogen werden sollten.

 

1836 wurde am Kirchweg 1 (heute Fronhof) eine neue Schule mit zwei Klassenräumen gebaut.

1868 musste das Gebäude zur Frankfurter Straße hin um zwei Klassenräume erweitert werden.

1888 war die Schülerzahl bereits auf 300 angewachsen, das führte zu einem zweiklassigen Schulneubau am Aueweg (heute Knorrstraße). Hier entstanden erstmalig zwei Mädchenklassen.

 

1889 wurde das Schulgeld aufgehoben und die Schule erhielt den Namen "Bürgerschule“.

 

1899 wurde am Seilenborn ein neues Schulgebäude mit vier Klassenräumen erbaut.

 

Am 6. November 1905 wurde das heutige Schulgebäude bezogen. Es hatte 12 Klassenräume für 697 Kinder, ein Rektor-, Lehrer-, und Lehrmittelzimmer sowie eine Turnhalle. Außerdem war in der Schule eine Haushalts- oder Kochschule eingerichtet, in der 16 Schülerinnen unterrichtet werden konnten.

In der Eröffnungsrede sagte Bürgermeister Massie:

 

"...möge dieser schöne Neubau ... an den Kindern unserer Gemeinde reiche Zinsen tragen, denn kein Kapital ist besser angelegt als das, welches wir für Erziehung und Bildung unserer Kinder verwenden."

 

Die Bürgerschule Niederzwehren im Jahre 1905

 

 

Nach dem 1. Weltkrieg wurde in der Weimarer Republik eine für alle Kinder gemeinsame 4-jährige Grundschule in den Bürgerschulen eingeführt.

 

Aufgrund zunehmender Schülerzahlen entstand 1939/1940 ein Erweiterungsbau. Die Lücke zwischen dem Altbau und der Turnhalle wurde geschlossen. So entstanden 6 zusätzliche Klassenräume und 6 Nebenräume.

 

Der 2. Weltkrieg ging auch an der Schule nicht spurlos vorüber: Die Turnhalle und der Erweiterungsbau waren nur noch Ruinen, auf dem Hof war ein tiefer Bombenkrater, Decken und Wände hatten Sprünge und Risse, in das Schuldach waren große Löcher gerissen, die Fenster hatten keine Scheiben und die Klassen keine Türen, die Klassenzimmeröfen waren gestohlen. Außerdem mussten nach dem Krieg viele Lehrerinnen und Lehrer als aktive Nationalsozialisten entlassen werden. Trotz dieser Umstände wurde am 1. Oktober 1945 der Unterricht für 689 Kinder in 16 Klassen wieder aufgenommen. Die Kinder hatten wöchentlich nur 4 Stunden Unterricht und mussten Briketts und Holz zum Heizen mitbringen. Oft musste der wenige Unterricht sogar wegen Brennstoffmangels ganz ausfallen.

 

In den Jahren nach dem Krieg entstanden in Niederzwehren viele Neubaugebiete, dadurch wuchs die Einwohnerzahl. Zusätzlich ließ die große Anzahl der Flüchtlinge die Schülerzahl auf über 1000 ansteigen. Aus diesem Grund wurde 1955 in der Leimbornstraße ein zweites Schulgebäude errichtet. 12 Klassen zogen nun in die neue Leimbornschule, 16 Klassen blieben in der Dorothea-Viehmann-Schule. Für kurze Zeit hatten beide Gebäude noch eine gemeinsame Schulleitung, doch bald wurden zwei getrennte Schulbezirke eingerichtet.

 

Bis zum Jahr 1971 stieg die Schülerzahl wieder auf 659 Kinder an. Besonders die Grundschulklassen waren mit 43 - 49 Kindern hoffnungslos überfüllt, während die Hauptschulklassen immer kleiner wurden. Der Werkraum wurde in den Keller verlegt, Physik-, Musik- und Nadelarbeitsraum wurden in Klassenräume umgewandelt. Erst 1974 konnte die Raumnot durch die Errichtung des Erweiterungsbaus auf dem ehemaligen Schulgartengrundstück mit 8 Klassenräumen und 2 Nebenräumen behoben werden.

 

Das Jahr 1975 brachte schließlich eine markante Veränderung. Die Dorothea-Viehmann-Schule wurde in eine reine Grundschule umgewandelt. Die Hauptschulklassen zogen in die Leimbornschule um. Im Gegenzug nahm die Dorothea-Viehmann-Schule die Grundschulklassen der Leimbornschule auf. Zu Beginn des Schuljahres 1975/76 hatte die Schule 628 Schülerinnen und Schüler in 24 Klassen. Außerdem wurde erstmals eine Vorklasse mit 12 Kindern eröffnet.

 

Bis 1985 ging die Schülerzahl aufgrund von geburtenschwachen Jahrgängen auf 268 Kinder zurück, die Folge waren Klassenzusammenlegungen und die Versetzung von Lehrkräften.

 

Bis 1999 stieg die Schülerzahl aber wieder auf 469 Kinder an, die von 21 Lehrkräften unterrichtet wurden. im gleichen Jahr begannen auch umfangreiche und dringend notwendige Sanierungs- und Renovierungsarbeiten im und am Altbau der Schule, die erst im Sommer 2002 beendet waren.

 

Am 6. November 2005 feierte die Schulgemeinde im kleinen Rahmen und am 24. Juni 2006 mit einem großen Schulfest das 100-jährige Jubiläum der Dorothea-Viehmann-Schule.

 

Die folgenden Jahre waren geprägt von pädagogischer Weiterentwicklung der Schule. Angestoßen durch internationale Bildungsvergleichsstudien wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts deutschlandweit Bildungsstandards festgelegt und alle Schulen waren aufgefordert, ein Schulprogramm zu erstellen sowie Konzepte zur Qualitätsentwicklung von Schule und Unterricht zu erarbeiten und diese regelmäßig zu evaluieren. Eine vom hessischen Kultusministerium eingerichtete Schulinspektion überprüfte und würdigte in den Jahren 2009 und 2015 die pädagogische Arbeit an der Dorothea-Viehmann-Schule.